In der letzten Maiwoche fanden sich wieder TuS Leichtathleten in Oberhof
zum Trainingslager im schönen Thüringer Wald ein. Die Wege des
Rennsteigs, einem bekannten Höhenwanderweg und Austragungsort des traditionsreichen
GutsMuths-Rennsteiglaufs, sowie die hervorragende Infrastruktur für
Sportler unterschiedlichster Disziplinen rund um das Bundesleistungszentrum
und Olympiastützpunkt Oberhof boten wieder ideale Voraussetzungen. Die
Witterung paßte sich dem auch überwiegend an. Die Stimmung der
Teilnehmer war durchweg sonnig. Bereits am Sonntag, dem 25.05. traf eine
erste Gruppe von 7 Aktiven ein, darunter auch ein Gast, der in der ganzen
Woche nicht nur sportlich eine Bereicherung der Trainingsgruppe darstellte.
In den bereits bekannten und beliebten Chalets des Sporthotels Oberhof wurde
wieder mit reichhaltiger Trainingsausrüstung Quartier bezogen. Zitat
eines Teilnehmers: „Mit Stöcken, Gewehren, Matten, Fahrrädern ...
so ein Trainingslager für Läufer habe ich ja noch nie erlebt !“.
Wichtige Bestandteile des gesamten Trainingskonzepts waren neben den gewohnten
Trainingsformen u.a. zur Geschwindigkeitsentwicklung und Verbesserung der
wettkampfspezifischen Ausdauer tatsächlich Vielseitigkeit und zusätzliche
Motivation zum Training durch Abwechslung, neue Eindrücke und sinnvolle
Trainingsergänzungen zum Laufsport. Das Programm wurde mit regenerativen,
alternativen Belastungen wie Nordic Walking, erlebnisreichen Ausfahrten mit
dem Mountainbike durch den Thüringer Wald kombiniert und ergänzt.
Ein erster lockerer Trainingslauf in bergigem Gelände, ca. 800 Hm, bei
doch leicht ungewohnt kühler Witterung eröffnete am Tag der Ankunft
die Trainingswoche. Unter gewohnt kompetenter Trainingsleitung wurde an den
beiden Folgetagen u.a. auch die direkt neben den Chalets gelegene Laufbahn
für die intensiven Laufeinheiten genutzt, die mit Übungen zur Lauftechnik
vorbereitet wurden. Die Motivation und der Einsatz aller Teilnehmer war hoch,
nicht nur als die Kamera mitlief zur späteren Videoanalyse des persönlichen
Laufstils. Verbesserungspotenzial wurde gefunden und der Dienstag bot Gelegenheit,
dies in einem weiteren Bahntraining umzusetzen. Die Vorgaben hierzu waren
sehr präzise. Auf der Basis der individuellen Leistungsfähigkeit
wurden für von 1000 bis 100 m gestaffelte Distanzen jeweils gesteigerte
Laufgeschwindigkeiten mit einem Taschenrechner schnell ermittelt. Die Tabelle
lag bereit, Jeder kannte seine Vorgaben, die Markierungen wurden am Bahnrand
gesetzt, der Start erfolgte. Nach den ersten 1000 Metern schaute man sich
erst verdutzt, dann lachend an. Der während der Stadionrunde beim kurzen
Blick auf die Uhr bereits gewonnene Eindruck verdichtete sich. Entweder allesamt
rekordverdächtig oder die Bahn ist zu kurz ! Tatsächlich, eine
Stadionrunde auf der Bahn maß nur 333 m. Nun waren Improvisationsfähigkeit
und eine weitere Disziplin gefragt: kopfrechnen oder besser gesagt Dreisatz
statt Dreisprung und die Gruppe bewies auch hier ihre Leistungsfähigkeit.
Diese beiden Tage intensiven Trainings endeten mit einem gemeinschaftlichen,
abendlichen Diskussionskreis in der näheren Umgebung des Sporthotels
u.a. zum Themenkreis Sportlerernährung und Regulierung des Flüssigkeitshaushalts.
Das Symposium soll am 12.07. fortgesetzt werden. Auf das Sitzungsprotokoll
wird an dieser Stelle verwiesen.
Am „regenerativen“ Mittwoch trafen dann weitere 10 Teilnehmer im Trainingslager
ein und an die Begrüßung schloß sich ein gemeinschaftlicher
Lauf zur Skisprung-Großschanze und zum neuen Biathlonstadion an. Dieser
Lauf bot auch den noch Ortsunkundigen eine gute Orientierungshilfe. Nach
dem wieder sehr belastungsintensiven Donnerstag stieß dann noch der
letzte Teilnehmer am Freitag zur Trainingsgruppe. Gerade noch rechtzeitig,
um eins der Highlights im Oberhofer Trainingslager miterleben zu können,
dem Biathlon. In Abwandlung zum „klassischen“ Biathlon wurde gelaufen und
geschossen, wobei die Waffe am Schießstand blieb und zweimal liegend
auf jeweils 5 Scheiben geschossen wurde. Drei 5er Mannschaften wurden
im qualifizierten Losverfahren gebildet und ein Biathlonstaffelwettbewerb
ausgetragen. Alle Teilnehmer erhielten eine fachkundige Einweisung von einem
Mitglied des nationalen Biathlontrainerstabs und auch Gelegenheit, sich mit
dem Schießen vertraut zu machen. Die große Herausforderung bestand
jedoch in der Kombination von Laufen und Schießen unter Wettkampfbedingungen.
Die 3 Startläufer einer jeden Staffel machten sich auf die erste ca.
2 km lange Laufrunde und es galt, rechtzeitig vor der Ankunft am Schießstand
wieder den Puls unter Kontrolle zu bringen, die Waffe in den Anschlag zu
nehmen, das Ziel zu visieren, einen Schießrhythmus zu finden und möglichst
alle 5 Scheiben zu treffen. Wer es nicht selbst erlebt hat, ahnt nicht wie
schwierig es ist und der Respekt vor den Biathlonsportlern war nach dieser
Erfahrung umso größer. Nach dem ersten Schießen war eine
Sprintrunde von ca. 350 m zurückzulegen die jeweils um ca. 130 wuchs
pro geschossener „Fahrkarte“. Manche „Sprintrunde“ wurde doch zur „Langstrecke“.
Nach dem zweiten Schießen wieder in die Strafrunde laufen oder nicht
? Anschließend war nochmals die lange Runde zu laufen bevor man nach
dem Schlußspurt den nächsten der Staffel auf die Strecke schickte.
So dauerte der Wettkampf insgesamt ca. 2 Stunden und jeder laufende Biathlet
wurde kräftig angefeuert auch wenn er selbst mal vorbeigefeuert hatte.
Wie im klassischen Biathlon war auch in diesem Wettbewerb die Schießleistung
mitentscheidend für den Sieg. Der treffsicherste TuS-Biathlet hatte
bei insgesamt 10 Scheiben lediglich einen Schießfehler zu verzeichnen.
Der Abend wurde mit der Siegerehrung und der Organisation des samstäglichen
„Rennsteiglaufs“ beschlossen, der zu einem weiteren Höhepunkt werden
sollte, nicht nur wegen seines schwierig zu laufenden Untergrundes und Höhenprofils.
Aus Richtung Eisenach sollte über den Rennsteig zurück nach Oberhof
gelaufen werden. Zwei Distanzen standen für den Rennsteiglauf zur Auswahl.
Acht Läufer entschieden sich für die lange Strecke über ca.
31 km vom Großen Inselsberg zurück nach Oberhof und eine 7-köpfige
Gruppe für einen näher gelegenen Einstieg in den Rennsteig bei
der „Neuen Ausspanne“, mit einer 17 km langen Laufstrecke bis Oberhof. Mit
Pkw wurden die Startpunkte erreicht und die Läufer „ausgesetzt“. Wer
bereits einmal Läufer „ausgesetzt“ hat weiß, daß die Nervosität
und der Bewegungsdrang immens ist und sogleich losgelaufen werden muß,
egal in welche Richtung. Das „R“ für Rennsteig war schließlich
ausgemacht und Teile der Laufgruppe auf dem Großen Inselsberg befanden
sich schon ca. 400 m stramm auf der Laufstrecke bevor man sich über
die Richtung einig wurde. Die eifrigen Vier wollten nun doch nicht mehr in
die Gegenrichtung, sondern lieber wieder zurück nach Oberhof laufen.
Die Gruppe lief dann geschlossen los mit einem Donnerschlag als Startschuß,
dem die ersten Tropfen eines heftigen Gewitterschauers folgten. Steil bergab
ging es zunächst nur einige Minuten bis sich fast alle entschieden,
doch zunächst kurz einen Unterstand zu suchen. Einer lief weiter, hatte
dadurch einige Minuten Vorsprung und als sich der Rest der Gruppe zur Fortsetzung
des Laufs entschieden hatte, war der „Hase“ ausgemacht und die Hatz begann.
Doch so sehr man sich auch bemühte und so schnell der Erste der Meute
auch war, die „Blume“ des Hasen war einfach nicht zu sehen. Die Gruppe der
Verfolger wurde zudem noch geschwächt, da 2 Läufer durch Mißdeutung
der Markierung von der Fährte abkamen. Der Unterschied zwischen Rennsteigwanderweg
und RennsteigRADwanderweg besteht nicht nur in 3 Buchstaben, sondern
auch zum großen Teil in einem anderen Verlauf. Als die ersten Verfolger
den organisierten TuS-Verpflegungsposten nach ca. 14 km erreichten war eines
klar: der „Hase“ ward noch nicht gesehen und mußte sich auch verlaufen
haben. Ein Teil der Gruppe verfolgte also weiter den Rennsteig Richtung Oberhof
wacker, ausdauernd aber vergleichsweise unspektakulär. Der Regen hatte
mittlerweile ein Ende gefunden und die Bewölkung riß zunehmend
auf. Die freiwilligen Verpflegungsposten suchten besorgt und unter großem
Einsatz mit dem Mountainbike nach den verlorenen Läufern. Der Hase war
inzwischen völlig durchnäßt in knapper Laufbekleidung an
einem Supermarkt angelangt und am Rennsteig liegt eigentlich kein Supermarkt.
Die Aufmerksamkeit der einheimischen Bevölkerung war ihm sofort zuteil
und auf die ungläubige Frage:“ Wo kommen Sie denn her ?“, antwortete
er ebenso stolz wie ehrlich: „aus Marokko !“. Ein freundlicher Mountainbiker
führte ihn schließlich wieder auf den richtigen Weg. Der erfolgreiche
Haken des Hasen hatte zwar die Jäger abgeschüttelt, kostete ihn
aber eine lange und beschwerliche Strecke bergauf. Glückliche Umstände,
orientierungsfähige und ausdauertrainierte Läufer, sowie
einsatzfreudige Radbegleiter sorgten schließlich dafür, daß
alle heil das Ziel erreichten und die Erlebnisberichte bei Kaffee und Kuchen
für Erheiterung sorgten. Die Gruppe der 17 km Läuferinnen und Läufer
besaß keine Orientierungsprobleme doch die „Nachhut“ wurde noch von
einem Regenschauer erwischt.
Nach einem gemeinsamen Abschlußabend am Samstag im „Doppelsitzer“,
einer Art Walhalla des ostdeutschen Bob-, Rodel- und Skisports ausgestattet
mit Zapfhähnen und Theke ging dann das Trainingslager 2003 am Sonntag,
dem 01.06. zu Ende. Zum Abschied ein Gruppenfoto (ohne den „Hasen“, der nun
mal auf dem Rad übte) an einem herrlichen, sommerlichen Tag und mit
einem großen Dank an die Organisatoren endete dieses in allen Belangen
gelungene Trainingslager. Wer es bedauerlicherweise nicht miterleben konnte,
hat hoffentlich 2004 die Gelegenheit. Es lohnt sich ... nicht nur sportlich
!