Trainingslager 2003 Oberhof   vom 25. Mai – 1. Juni  Christian Röder

Diaschau                                                                                               Miniaturen



In der letzten Maiwoche fanden sich wieder TuS Leichtathleten in Oberhof zum Trainingslager im schönen Thüringer Wald ein. Die Wege des Rennsteigs, einem bekannten Höhenwanderweg und Austragungsort des traditionsreichen GutsMuths-Rennsteiglaufs, sowie die hervorragende Infrastruktur für Sportler unterschiedlichster Disziplinen rund um das Bundesleistungszentrum und Olympiastützpunkt Oberhof boten wieder ideale Voraussetzungen. Die Witterung paßte sich dem auch überwiegend an. Die Stimmung der Teilnehmer war durchweg sonnig. Bereits am Sonntag, dem 25.05. traf eine erste Gruppe von 7 Aktiven ein, darunter auch ein Gast, der in der ganzen Woche nicht nur sportlich eine Bereicherung der Trainingsgruppe darstellte. In den bereits bekannten und beliebten Chalets des Sporthotels Oberhof wurde wieder mit reichhaltiger Trainingsausrüstung Quartier bezogen. Zitat eines Teilnehmers: „Mit Stöcken, Gewehren, Matten, Fahrrädern ... so ein Trainingslager für Läufer habe ich ja noch nie erlebt !“. Wichtige Bestandteile des gesamten Trainingskonzepts waren neben den gewohnten Trainingsformen u.a. zur Geschwindigkeitsentwicklung und Verbesserung der wettkampfspezifischen Ausdauer tatsächlich Vielseitigkeit und zusätzliche Motivation zum Training durch Abwechslung, neue Eindrücke und sinnvolle Trainingsergänzungen zum Laufsport. Das Programm wurde mit regenerativen, alternativen Belastungen wie Nordic Walking, erlebnisreichen Ausfahrten mit dem Mountainbike durch den Thüringer Wald kombiniert und ergänzt.
Ein erster lockerer Trainingslauf in bergigem Gelände, ca. 800 Hm, bei doch leicht ungewohnt kühler Witterung eröffnete am Tag der Ankunft die Trainingswoche. Unter gewohnt kompetenter Trainingsleitung wurde an den beiden Folgetagen u.a. auch die direkt neben den Chalets gelegene Laufbahn für die intensiven Laufeinheiten genutzt, die mit Übungen zur Lauftechnik vorbereitet wurden. Die Motivation und der Einsatz aller Teilnehmer war hoch, nicht nur als die Kamera mitlief zur späteren Videoanalyse des persönlichen Laufstils. Verbesserungspotenzial wurde gefunden und der Dienstag bot Gelegenheit, dies in einem weiteren Bahntraining umzusetzen. Die Vorgaben hierzu waren sehr präzise. Auf der Basis der individuellen Leistungsfähigkeit wurden für von 1000 bis 100 m gestaffelte Distanzen jeweils gesteigerte Laufgeschwindigkeiten mit einem Taschenrechner schnell ermittelt. Die Tabelle lag bereit, Jeder kannte seine Vorgaben, die Markierungen wurden am Bahnrand gesetzt, der Start erfolgte. Nach den ersten 1000 Metern schaute man sich erst verdutzt, dann lachend an. Der während der Stadionrunde beim kurzen Blick auf die Uhr bereits gewonnene Eindruck verdichtete sich. Entweder allesamt rekordverdächtig oder die Bahn ist zu kurz ! Tatsächlich, eine Stadionrunde auf der Bahn maß nur 333 m. Nun waren Improvisationsfähigkeit und eine weitere Disziplin gefragt: kopfrechnen oder besser gesagt Dreisatz statt Dreisprung und die Gruppe bewies auch hier ihre Leistungsfähigkeit. Diese beiden Tage intensiven Trainings endeten mit einem gemeinschaftlichen, abendlichen Diskussionskreis in der näheren Umgebung des Sporthotels u.a. zum Themenkreis Sportlerernährung und Regulierung des Flüssigkeitshaushalts. Das Symposium soll am 12.07. fortgesetzt werden. Auf das Sitzungsprotokoll wird an dieser Stelle verwiesen.
Am „regenerativen“ Mittwoch trafen dann weitere 10 Teilnehmer im Trainingslager ein und an die Begrüßung schloß sich ein gemeinschaftlicher Lauf zur Skisprung-Großschanze und zum neuen Biathlonstadion an. Dieser Lauf bot auch den noch Ortsunkundigen eine gute Orientierungshilfe. Nach dem wieder sehr belastungsintensiven Donnerstag stieß dann noch der letzte Teilnehmer am Freitag zur Trainingsgruppe. Gerade noch rechtzeitig, um eins der Highlights im Oberhofer Trainingslager miterleben zu können, dem Biathlon. In Abwandlung zum „klassischen“ Biathlon wurde gelaufen und geschossen, wobei die Waffe am Schießstand blieb und zweimal liegend auf jeweils 5 Scheiben geschossen wurde. Drei 5er Mannschaften  wurden im qualifizierten Losverfahren gebildet und ein Biathlonstaffelwettbewerb ausgetragen. Alle Teilnehmer erhielten eine fachkundige Einweisung von einem Mitglied des nationalen Biathlontrainerstabs und auch Gelegenheit, sich mit dem Schießen vertraut zu machen. Die große Herausforderung bestand jedoch in der Kombination von Laufen und Schießen unter Wettkampfbedingungen.
Die 3 Startläufer einer jeden Staffel machten sich auf die erste ca. 2 km lange Laufrunde und es galt, rechtzeitig vor der Ankunft am Schießstand wieder den Puls unter Kontrolle zu bringen, die Waffe in den Anschlag zu nehmen, das Ziel zu visieren, einen Schießrhythmus zu finden und möglichst alle 5 Scheiben zu treffen. Wer es nicht selbst erlebt hat, ahnt nicht wie schwierig es ist und der Respekt vor den Biathlonsportlern war nach dieser Erfahrung umso größer. Nach dem ersten Schießen war eine Sprintrunde von ca. 350 m zurückzulegen die jeweils um ca. 130 wuchs pro geschossener „Fahrkarte“. Manche „Sprintrunde“ wurde doch zur „Langstrecke“. Nach dem zweiten Schießen wieder in die Strafrunde laufen oder nicht ? Anschließend war nochmals die lange Runde zu laufen bevor man nach dem Schlußspurt den nächsten der Staffel auf die Strecke schickte. So dauerte der Wettkampf insgesamt ca. 2 Stunden und jeder laufende Biathlet wurde kräftig angefeuert auch wenn er selbst mal vorbeigefeuert hatte. Wie im klassischen Biathlon war auch in diesem Wettbewerb die Schießleistung mitentscheidend für den Sieg. Der treffsicherste TuS-Biathlet hatte bei insgesamt 10 Scheiben lediglich einen Schießfehler zu verzeichnen. Der Abend wurde mit der Siegerehrung und der Organisation des samstäglichen „Rennsteiglaufs“ beschlossen, der zu einem weiteren Höhepunkt werden sollte, nicht nur wegen seines schwierig zu laufenden Untergrundes und Höhenprofils.
Aus Richtung Eisenach sollte über den Rennsteig zurück nach Oberhof gelaufen werden. Zwei Distanzen standen für den Rennsteiglauf zur Auswahl. Acht Läufer entschieden sich für die lange Strecke über ca. 31 km vom Großen Inselsberg zurück nach Oberhof und eine 7-köpfige Gruppe für einen näher gelegenen Einstieg in den Rennsteig bei der „Neuen Ausspanne“, mit einer 17 km langen Laufstrecke bis Oberhof. Mit Pkw wurden die Startpunkte erreicht und die Läufer „ausgesetzt“. Wer bereits einmal Läufer „ausgesetzt“ hat weiß, daß die Nervosität und der Bewegungsdrang immens ist und sogleich losgelaufen werden muß, egal in welche Richtung. Das „R“ für Rennsteig war schließlich ausgemacht und Teile der Laufgruppe auf dem Großen Inselsberg befanden sich schon ca. 400 m stramm auf der Laufstrecke bevor man sich über die Richtung einig wurde. Die eifrigen Vier wollten nun doch nicht mehr in die Gegenrichtung, sondern lieber wieder zurück nach Oberhof laufen. Die Gruppe lief dann geschlossen los mit einem Donnerschlag als Startschuß, dem die ersten Tropfen eines heftigen Gewitterschauers folgten. Steil bergab ging es zunächst nur einige Minuten bis sich fast alle entschieden, doch zunächst kurz einen Unterstand zu suchen. Einer lief weiter, hatte dadurch einige Minuten Vorsprung und als sich der Rest der Gruppe zur Fortsetzung des Laufs entschieden hatte, war der „Hase“ ausgemacht und die Hatz begann. Doch so sehr man sich auch bemühte und so schnell der Erste der Meute auch war, die „Blume“ des Hasen war einfach nicht zu sehen. Die Gruppe der Verfolger wurde zudem noch geschwächt, da 2 Läufer durch Mißdeutung der Markierung von der Fährte abkamen. Der Unterschied zwischen Rennsteigwanderweg und RennsteigRADwanderweg  besteht nicht nur in 3 Buchstaben, sondern auch zum großen Teil in einem anderen Verlauf. Als die ersten Verfolger den organisierten TuS-Verpflegungsposten nach ca. 14 km erreichten war eines klar: der „Hase“ ward noch nicht gesehen und mußte sich auch verlaufen haben. Ein Teil der Gruppe verfolgte also weiter den Rennsteig Richtung Oberhof wacker, ausdauernd aber vergleichsweise unspektakulär. Der Regen hatte mittlerweile ein Ende gefunden und die Bewölkung riß zunehmend auf. Die freiwilligen Verpflegungsposten suchten besorgt und unter großem Einsatz mit dem Mountainbike nach den verlorenen Läufern. Der Hase war inzwischen völlig durchnäßt in knapper Laufbekleidung an einem Supermarkt angelangt und am Rennsteig liegt eigentlich kein Supermarkt. Die Aufmerksamkeit der einheimischen Bevölkerung war ihm sofort zuteil und auf die ungläubige Frage:“ Wo kommen Sie denn her ?“, antwortete er ebenso stolz wie ehrlich: „aus Marokko !“. Ein freundlicher Mountainbiker führte ihn schließlich wieder auf den richtigen Weg. Der erfolgreiche Haken des Hasen hatte zwar die Jäger abgeschüttelt, kostete ihn aber eine lange und beschwerliche Strecke bergauf. Glückliche Umstände, orientierungsfähige und ausdauertrainierte Läufer,  sowie einsatzfreudige Radbegleiter sorgten schließlich dafür, daß alle heil das Ziel erreichten und die Erlebnisberichte bei Kaffee und Kuchen für Erheiterung sorgten. Die Gruppe der 17 km Läuferinnen und Läufer besaß keine Orientierungsprobleme doch die „Nachhut“ wurde noch von einem Regenschauer erwischt.

Nach einem gemeinsamen Abschlußabend am Samstag im „Doppelsitzer“, einer Art Walhalla des ostdeutschen Bob-, Rodel- und Skisports ausgestattet mit Zapfhähnen und Theke ging dann das Trainingslager 2003 am Sonntag, dem 01.06. zu Ende. Zum Abschied ein Gruppenfoto (ohne den „Hasen“, der nun mal auf dem Rad übte) an einem herrlichen, sommerlichen Tag und mit einem großen Dank an die Organisatoren endete dieses in allen Belangen gelungene Trainingslager. Wer es bedauerlicherweise nicht miterleben konnte, hat hoffentlich 2004 die Gelegenheit. Es lohnt sich ... nicht nur sportlich !