Intensitäts- bzw. Trainingsbereiche | Wirkung | Dauer | Umfang | Methode(n) | bevorzugter Substratabbau | HF(Schl./min)
Laktat (mmol/l) |
Reg | beschleunigte Wieder- herstellung |
bis 45min | bis 8km | Dauermethode | Kohlenhydrate Fette |
bis 135
bis 1,5 |
GA1 (u. B.) | Grundlagen- ausdauer |
90-180min | 18-35km | Dauermethode | Fette Kohlenhydrate |
120-140
um 1,5 |
GA1 (m. B.) | Grundlagen- ausdauer |
75-90min | 15-18km | Dauermethode | Kohlenhydrate Fette |
130-150
um 2,0 |
GA1 (o. B.) | Grundlagen- ausdauer |
60-75min | 13-16km | Dauermethode | Kohlenhydrate | 140-160
bis 2,5 |
GA1-2 | Grundlagen- ausdauer |
45-70min | 10-16km | Dauermethode | Kohlenhydrate | 145-165
2,5-3,0 |
GA2 (u. B.) | Grundlagen- ausdauer |
30-60min | 7-15km | Dauermethode | Kohlenhydrate | 150-170
3,0-3,5 |
GA2 (o. B.) | Grundlagen- ausdauer |
15-30min | 5-8km | Intervall- methode |
Kohlenhydrate | 160-180
3,5-4,5 |
WSA | wettkampfspezifische Ausdauer |
10-40min | 3-10km | Dauer-, Intervall- methode |
Kohlenhydrate | 165-185
4,0-7,0 |
SA | Schnelligkeitsausdauer | 3-10min | 2-4km | Intervall- methode |
Kohlenhydrate | 170-190
6,0-9,0 |
S | Schnelligkeit | bis 2min | unter 1km | Intervall- methode |
ATP/KP |
Die Kenntnis der individuellen Trainingsbereiche - Der Schlüssel zum effektiven Training
Intensitätsmodell - Trainingsbereiche - Tests
Wer kennt sie nicht die chronische Zeitnot - wenn Familie, Beruf, Freundeskreis und der geliebte Laufsport unter einen Hut gebracht werden wollen. Der berühmte Faktor Zeit, er kollidiert des öfteren mit dem persönlichen Ehrgeiz und Motivation auf der einen und mit Familie, Lebenspartner, Freunden und Beruf auf der anderen Seite. Ein bißchen Erholung, sprich Schlaf und einige Mußestunden braucht der Mensch ja auch. Auf das Hobby bezogen könnte man das einen sozial begrenzten Zeitfond nennen. Das Zauberwort zur Lösung dieses Problems heißt Effektivität: ein möglichst sinnvolles Nutzen der vorhandenen Trainingszeit, damit das Verhältnis zwischen Aufwand und Resultat (Wettkampfzeit und/ oder Plazierung) individuell möglichst gut ausfällt.Ein weiteres grundlegendes Problem im Bereich der Langstreckenszene ist, daß viele Breitensportler und leistungsorientierte Breitensportler ihr Training alleine oder ohne Trainer und Übungsleiter absolvieren müssen. Viele Trainingseinheiten im eigenen Trott sind von dem bangen Gefühl begleitet, ob das was gerade runtergespult wird eigentlich überhaupt etwas bringt. Viele Hobby-Langstreckler bestätigen, daß sie sich trainingsmäßig oftmals etwas orientierungslos fühlen und vor sich hinlaufend im "eigenen Saft schmoren"..
Grundlegende Voraussetzung und erster Schritt, um das eigene Training effektiver zu gestalten ist die Kenntnis der eigenen, individuellen Trainingsbereiche. Das heißt mit welcher Herzfrequenz und Geschwindigkeit muß ich z.B. einen langen langsamen Dauerlauf absolvieren, um die gewünschten Anpassungen zu erzielen. Wie schnell und wie lange muß gelaufen werden um den aerob/ anaeroben Übergangsbereich zu entwickeln? Welche verschiedenen Methoden kann man wann und wie einsetzen, um abwechslungsreicher und effektiver zu trainieren? Wie kann ich meine individuellen Werte ermitteln? - Fragen über Fragen türmen sich auf.
Um eine gemeinsame begriffliche Grundlage zu besitzen erfolgt hier eine kurze Vorstellung des Intensitätsmodells, das im folgenden zur Anwendung kommt.
Abb. Intensitätsmodell (Trainingsbereiche)
1. Regenerationstraining (REG)
Ziel: Beschleunigte Erholung
Methode: Dauermethode
Bsp: 20-45min ruhiges Traben.
2. Grundlagenausdauertraining 1 (GA1)
Ziel: Stabilisierung und Entwicklung der aeroben Grundlagenausdauerfähigkeit
Ziel: Entwicklung der wettkampfspezifischen Leistungsfähigkeit
Methode: Wettkampfmethode, intensive Intervallmethode, Wiederholungsmethode
Bsp: Vorbereitungswettkämpfe; Unterdistanz; 10-15 x 400m; 6-10 x 1000m.
Methode : Dauermethode, Fahrtspielmethode, extensive Intervallmethode
Bsp: GA1 lang 20-30km ruhiger DL oder GA1 mittel 12-18km mittlerer DL.
3. Grundlagenausdauertraining 2 (GA2)
Ziel: Entwicklung der aerob-anaeroben Grundlagenausdauerleistungsfähigkeit.
Vorbereitung der Wettkampfausdauer
Methode: Dauermethode, Intervallmethode, Fahrtspielmethode
Bsp: 5-12km zügiger DL; 3-5 x 2000; 6-10 x 1000m usw. (höhere Geschw. als DL).
4. Wettkampfspezifisches Ausdauertraining (WSA)
Schnelligkeitsausdauer (SA)
Ziel: Entwicklung der Fähigkeit zur Geschwindigkeitsüberhöhung und Endbeschleunigung
Methode: Intervallmethode, Wiederholungsmethode.
Bsp: Unterdistanz; 10 x 200m.
6. Aerobes Kraftausdauertraining (KA1)
Ziel: Entwicklung der aeroben Kraftausdauerfähigkeit
Methode: Extensive Intervallmethode, Fahrtspielmethode
Bsp: 4-6 x1000m bergan; lange Anstiege in ruhigem Tempo 15-60min;
DL in kupiertem Gelände (auf langen, ruhigen Schritt u. sauberer Abdruck achten!).
7. Aerob-Anaerobes Kraftausdauertraining (KA2)
Ziel: Entwicklung der aerob-anaeroben Kraftausdauerleistungsfähigkeit
Methode: Intervallmethode
Bsp: 8-15 x 400m bergan
(mod. nach Reiss und Neumann/Pfützner/Hottenrott)
Der Regenerationslauf (REG) kommt im gesamten Jahr zur Anwendung, er sorgt für eine Beschleunigung der Erholung nach umfangreichen oder intensiven Trainingsabschnitten und -einheiten- und auch "vom Kopf her" ist er eine angenehme Sache. Wichtig ist ein sehr gemütliches Tempo und eine Dauer von höchstens 45min. Manche Sportler/ innen berichten oft begeistert von ihrem 2h-Regenerationslauf, was natürlich von der Gesamtbelastung viel zu lange und orthopädisch viel zu belastend ist. Kein Wunder, daß sie sich dann bei den nächsten anspruchsvolleren Trainingseinheiten mit schlechtem Gefühl "durch den Wald schleppen" oder über Überlastungsbeschwerden klagen.Der aerobe Grundlagenausdauerlauf (GA1) ist das Fundament jeder sportlichen Leistung im Ausdauerbereich. Sein Anteil am Gesamttraining muß übers Jahr gesehen im Schnitt um 75% liegen. Je nach Trainingsetappe und Wettkampfstrecke (5000m oder Marathon) liegt er zwischen 60- und 90% des Trainings. Hauptaufgabe des GA1-Trainings ist es die aerobe Leistungsfähigkeit zu entwickeln, d. h. die Laufgeschwindigkeit unter aeroben Bedingungen zu erhöhen. Von Spitzenläufern sind aerobe Laufgeschwindigkeiten von bis zu 19km/h bekannt. Die aerobe Grundlagenausdauerfähigkeit muß vorhanden sein, damit die folgenden intensiveren Trainingseinheiten (GA2) auf ein stabiles Fundament gesetzt werden können und es im Laufe der Saison nicht zu Formeinbrüchen (instabile Form) kommt. Im Training vor Ort werden im GA1-Bereich oft gravierende Fehler gemacht. Wer kennt sie nicht die Situation mit Freunden oder im Verein - ein langer ruhiger Dauerlauf ist angesagt und ein wildes Gebolze, nach dem "Zehn kleine Negerlein Prinzip", bricht früher oder später aus. Der geplante ruhige, aerobe Grundlagenlauf wurde somit zu einer enorm intensiven Belastung, besonders für die Schwächeren in der Gruppe. Somit verschiebt sich das ganze Wochentraining in eine unkontrolliert intensive Richtung. Prinzipiell ist festzustellen, daß viele Sportler/innen - von einer panischen Angst getrieben zu langsam und zu wenig intensiv zu trainieren (frei nach dem Motto: "nur was richtig hart ist macht auch richtig schnell") - den GA1 Bereich zu schnell und anteilig zu wenig umfangreich trainieren und fast im Wettkampftempo durch die Gegend fegen.. Mir sind viele Beispiele bekannt wonach Läufer/innen den angeblich ruhigen langen GA1-Lauf mit Geschwindigkeiten absolvieren, die sie nicht im Marathonwettkampf "bringen können". Sie bringen sich damit selbst um den Lohn ihrer Trainingsarbeit. Ein weiteres Problem ist die relativ große Bandbreite hinsichtlich der Geschwindigkeit innerhalb des GA1-Bereiches. Die Bandbreite der GA1-Geschwindigkeit kann zum Beispiel bei einem Läufer (40min über 10000m) zwischen 5:30- und 4:45min/km liegen. Trainingsaufzeichnungen -und nicht nur die von Breitensportlern- zeigen, daß oftmals fast alle GA1-Läufe egal ob 60, 90 oder 120min lang mit annähernd der gleichen Geschwindigkeit gelaufen werden (auf das Beispiel bezogen z. B. alle Läufe um 5min/km). Parallel zum GA1-Training läßt sich zum Beginn der Saison hervorragend Lauftechnik (Lauf- und Sprung ABC) und Schnelligkeit (Steigerungsläufe und kurze Sprints) entwickeln.
Das aerobe Kraftausdauertraining (KA1) ist ein widerstandsorientiertes Grundlagenausdauertraining. Ziel ist es, die am Vortrieb beteiligte Laufmuskulatur zu stärken, und somit die kraftmäßigen Voraussetzungen für das intensivere Training und die damit verbundenen höheren Geschwindigkeiten zu schaffen. Typisches Beispiel sind mittlere bis lange Läufe in welligem Gelände oder das Laufen längerer Anstiege in relativ ruhigem Tempo. Die Dauer (addiert) der Bergan-Passagen kann von 30min bis zu einer Stunde betragen. Auch in extensiver Intervallform läßt sich das KA1-Training gut realisieren (z. B. 4-8 x1000m).Wichtig ist eine saubere Lauftechnik bergan und die kontrolliert extensive Belastung. Die KA1-Passagen müssen mit sauberem Abdruck und einer Schrittlänge, die zumindest der in der Ebene gelaufenen entspricht gelaufen werden, denn man will ja bewußt einen größeren Krafteinsatz realisieren. Zur Kontrolle der Intensität bietet sich wie auch in den anderen Grundlagenausdauerbereichen eine Herzfrequenzuhr an. GA1- und KA1-Training gehen Hand in Hand - diese Empfehlung gab schon "Altmeister" Lydiard.
Das aerob-anaerobe Grundlagenausdauertraining (GA2) besitzt eine Doppelfunktion:
Auf der einen Seite wird die aerob-anaerobe Ausdauerleistungsfähigkeit angehoben, auf der anderen Seite wird die Wettkampfausdauer "anpassungsmäßig" und methodisch vorbereitet. Das GA2-Training wird auch als geschwindigkeitsorientiertes Grundlagenausdauertraining bezeichnet. Sein Einsatz erfolgt akzentuiert erst dann, wenn die aerobe Leistungsgrundlage (GA1) vorhanden ist. Auf unseren 40min-Läufer bezogen könnte sich der GA2-Bereich in etwa zwischen 4:30 und 4:10min/km bewegen. Methodisch gesehen wird der langsamere GA2-Geschwindigkeitsbereich mit der Dauermethode, der schnellere mit der Intervallmethode entwickelt. Zeitlich gesehen erfolgt das Dauerlauftraining vor dem Intervalltraining. Unser "Beispielmensch" läuft demnach seinen GA2 Dauerlauf über 5-12km in einer Geschwindigkeit von etwa 4:30-4:20min/km, die Intervalle z. B. 6 x 1000m ,mit kurzen Trabpausen von 90-120s, in 4:10-4:20min/km. In der Laufpraxis fehlt dieser Bereich bei einigen Sportlern fast komplett, dies bedeutet, daß auf das aerobe Grundlagenausdauertraining GA1 oftmals frühzeitig hochintensive Belastungen, z. B. schnelle Intervalleinheiten draufgesetzt werden. Dies führt zwar kurzfristig zu einer guten Frühform, doch die Form ist sehr instabil und zum Zeitpunkt des Hauptevents kann nicht das mögliche Resultat erzielt werden - nach dem Motto bei der Winterlaufserie Trumpf, bei den Meisterschaften im Februar/ März sehr bescheiden. Der Anteil des GA2-Trainings an der Gesamttrainingsbelastung sollte je nach Wettkampfstrecke und Trainingsetappe zwischen 5- und 25% betragen.
Das wettkampfspezifische Ausdauertraining (WSA) konfrontiert uns, wie der Name schon besagt mit wettkampfähnlichen Intensitäten bzw. Belastungen, und hier darf man sich dann im Training auch richtig "austoben" und "plagen". Es sollte abgesehen von einigen wenigen Tests und Vorbereitungswettkämpfen nicht zu früh vor den Hauptwettkämpfen durchgeführt werden. Die Geschwindigkeit liegt im Bereich des geplanten Renntempos. Das Renntempo wird von der Zielzeit z. B. über 10km (realistisch) im Trainingsjahr abgeleitet. Neben Vorbereitungswettkämpfen oder Kontrolläufen wird das WSA-Training meistens auf Unterdistanzen realisiert, z. B. 10-15 x 400-500m oder 4-8 x 1000m. Für unseren 40min Läufer, der sich im Laufe des Trainingsjahres auf 38:59min verbessern möchte, bedeutet das, daß er die 1000er etwa zwischen 4:03 und 3:53 absolvieren muß. Der Anteil des WSA-Trainings an der Gesamttrainingsbelastung sollte je nach Wettkampfstrecke und Trainingsetappe zwischen 3- und 10% ausmachen.
Das Schnelligkeitsausdauertraining (SA) ist eine hochintensive Belastungsform die bei Kindern und bei älteren Senioren nur sehr selten und wohldosiert (wenn überhaupt) angewendet werden soll. Das SA-Training konfrontiert den Organismus mit hohen orthopädischen und "stoffwechselmäßigen" Belastungen (Laktat (Milchsäure) häuft sich als Stoffwechselendprodukt des anaeroben Stoffwechsels an). Die Streckenlänge sollte 300-400m nicht überschreiten. Ein häufiger Fehler ist das SA-Läufe auf zu langen Strecken, und damit unzumutbar intensiv und nicht mehr effektiv durchgeführt werden. Es kommt zur Überforderung aller Systeme - die Folge ist oftmals Leistungsrückgang.
Die Geschwindigkeit der SA-Läufe muß deutlich über dem Schnitt der 10000m-Zielzeit liegen.
Unser Läufer müßte demnach eine SA-Serie, z. B. 10 x 200m mit 200m Trab-/Gehpause in ungefähr 36-38s absolvieren. SA-Training und intensive Dauerläufe (Tempoläufe) dürfen nicht parallel durchgeführt werden. Ergänzend ist GA1-Training zur Stabilisation der Grundlagenausdauer erforderlich, denn hochintensive Einheiten unterhöhlen das aerobe Grundlagenausdauer-Fundament. Bei einem brüchigen Fundament liegen angestrebte Hochleistung und erfolgender Formeinbruch dicht nebeneinander.
Das aerob-anaerobe Kraftausdauertraining (KA2) ist die intensivere Variante des Kraftausdauertrainings. Es wird nach der Intervallmethode absolviert. Gegenüber dem KA1-Training sind die Strecken kürzer, die Pausen länger und die Geschwindigkeit höher (z. B. 10 x 400m bergan). Die Intensität entspricht dem des geschwindigkeitsorientierten Grundlagenausdauertrainings (GA2).
Nachdem wir uns jetzt schon ein wenig mit dem Modell, und den damit verbundenen Faktoren und Begriffen vertraut gemacht haben, gelangen wir jetzt unabdingbar zur entscheidenden Kernfrage: Was ist ihr persönlicher GA1-, GA2- usw. Bereich? Wie kann man die Bereiche ermitteln oder ermitteln lassen? Gefühl ist zwar eine wichtige Sache, aber in dieser Frage sollte sie sich nicht nur vom Gefühl, sondern von objektiven Steuergrößen wie Herzfrequenz, Laktat und Geschwindigkeit leiten lassen. An dieser Stelle möchte ich ihnen die gängigen, bewährten Tests zur Ermittlung der Trainingsbereiche (Grundlagen- und Kraftausdauerbereiche) einmal kurz vorstellen:
Der Conconi -Test basiert auf der Erkenntnis von Prof. Conconi und seinen Mitarbeitern, daß sich die Herzfrequenz im Bereich von 120-170 Schlägen pro Minute linear zur Belastung verhält. Bei weiter ansteigender Belastung steigt die Herzfrequenz nicht mehr im gleichen Maße an, die Herzfrequenzwerte weichen von der linearen Belastung ab.Nach Conconi stimmt dieser Abknickpunkt (Deflektionspunkt) mit der Geschwindigkeit an der anaeroben Laktatschwelle überein.
Praktische Durchführung:
(z. B. Läufer mit einer 10km - Bestzeit zwischen 36 und 40min, Starttempo 12km/h).
Abb. Conconi-Kurve: Bei der Auswertung der Tests ist die entscheidende Frage ob der Deflektionspunkt (Abknickpunkt) erkennbar ist. Wenn ja werden von der Herzfrequenz (HF) und der Geschwindigkeit (V) am Deflektionspunkt die Herzfrequenz und die Geschwindigkeit für die Trainingsbereiche bestimmt. Aus unserer Praxiserfahrung heraus sollten vom Conconi-Test ausgehend eher nach den Herzfrequenzvorgaben trainiert werden. Die intensiven Bereiche WSA und SA lassen sich besser, wie schon geschildert, von der Wettkampfzeit (Zielzeit) ableiten.
Ermittlung der Intensitätsbereiche:
Trainingsbereich Herzfrequenz Geschwindigkeit
(% der Hf am Deflektionspunkt) (% der V am Deflektionspunkt)
REG 75-80 70-75
GA1 lang 80-85 75-80
GA1 mittel 85-90 80-85
GA2 Dauer um 95 um 90
GA2 Intervall um 98 um 95
KA1 um 90 --
KA2 95-98 --
(mod. nach Neumann/Pfützner/Hottenrott)
Ist kein Deflektionspunkt erkennbar, ist eine etwaige Bestimmung der Trainingsbereiche über die maximale Herzfrequenz möglich. Voraussetzung ist eine absolute Ausbelastung und damit verbunden eine tatsächlich maximale Herzfrequenz.
Aussteuerung über die maximale Herzfrequenz
Trainingsbereich % der maximalen HerzfrequenzREG 65-70
GA1 lang 70-75
GA1 mittel 75-80
GA2 Dauer 83-88
GA2 Intervall 88-93
KA1 um 80
KA2 um 90
Die Belastungsintensität für die Trainingsbereiche kann auch über % der Streckenbestleistung erfolgen:
Trainingsbereich BelastungREG 60-75% der Streckenbestleistung
GA1 lang 75-80% der Streckenbestleistung
GA1 mittel 80-85% der Streckenbestleistung
GA2 Dauer 85-90% der Streckenbestleistung
GA2 Intervall 90-95% der Streckenbestleistung
WSA über 95% der Streckenbestleistung
in Anlehnung an Neumann u. a.
Beispiel: 10km-Läufer Streckenbestleistung 40min
REG = 5:36-5:00min/km
GA1 = 5:00-4:36min/km
GA2 = 4:36-4:12min/km
WSA = unter 4:12min/km
Die exakteste und am erfolgreichsten angewandte Methode zur Ermittlung der Trainingsbereiche sind die Laktat-Stufentests. Hier werden Herzfrequenz, Laktat und Geschwindigkeit registriert. Sie können entweder auf der Laufbahn unter Feldbedingungen (Feldtests) oder auf dem Laufband unter Laborbedingungen (Labortests) durchgeführt werden.Wenn vorrangig die Ausdauerbereiche anhand des Laktattest ermittelt werden sollen muß auf ausreichend lange Belastungsstufen geachtet werden (z. B. 4 x 3000-4000m). Die erste Belastungsstufe sollte so gewählt werden, daß sie in aerober Stoffwechsellage absolviert werden kann. Die zweite und dritte Belastungsstufe sollte den aerob-anaeroben Übergangsbereich treffen. Die letzte Stufe sollte schon eine vorrangig anaerobe Belastung darstellen.
Bsp: auf den 40min-Läufer bezogen: 1. Stufe 5:00min/km; 2. Stufe 4:40min/km;
3. Stufe 4:20min/km; 4. Stufe 4:00min/km (jeweils auf 3000 oder 4000m).
Abb. Herzfrequenz-Laktatleistungskurve (Exel auf Diskette gespeichert).
In einer ein-minütigen Pause zwischen den Belastungsstufen erfolgt die Blutentnahme aus dem Ohrläppchen oder der Fingerbeere (Kapillarblut), die Herzfrequenz und die Geschwindigkeit werden registriert. Von den Laktatwerten ausgehend, können nun die Geschwindigkeiten abgeleitet und die Herzfrequenzwerte geeicht werden.
Trainingsbereich Laktat (mmol/l) Dauer (min) Umfang (km)
REG unter 2 bis 45 bis 8km
GA1 lang bis 2 90-180 16-36km
GA1 mittel bis 2,5 60-90 12-20km
GA2 Dauer 3-4 20-60 4-15km
GA2 Intervall 4-6 10-30 3-5 x 2km
WSA über 6 10-30 6-10 x 1km
mod. nach Neumann u. a.
Für alle Tests gilt, daß man sich erst einmal in der Praxis mit ihnen vertraut machen muß, um Erfahrung zu sammeln. Irgendwann hat man sich dann einmal auf eine Methode "eingeschossen" und kann gut mit ihr arbeiten - reden sie einmal mit ihren Lauffreunden/innen darüber und probieren sie es einmal selbst. Sollten sie es sich nicht selbst zutrauen, nehmen sie doch die Hilfe von seriösen kommerziellen Anbietern oder erfahrenen Sportmedizinern und Trainern in Anspruch. Eins ist jedoch klar - ohne die Kenntnisse ihrer individuellen Trainingsbereiche "tappen (trainieren) sie im Dunkeln".
Bis zur nächsten Ausgabe sollten sie vielleicht ihre Trainingsbereiche kennen und sich über ihre Saisonhöhepunkte, in denen alles passen soll, im Klaren sein. Machen sie sich auch einmal Gedanken, welche Aufbauwettkämpfe, in denen schon gute Leistungen in Richtung Hauptwettkämpfe erbracht werden sollen, sie absolvieren wollen. Auch Trainingswettkämpfe, die ohne spezielle Vorbereitung, aus dem Training heraus absolviert werden, müssen eingeplant werden.
Abb. Beginn der ersten Vorbereitungsetappe (VP1)
Folgendermaßen könnte ein Wochentraining zu Beginn der VP1 aufsehen
Im nächsten Teil beschäftigen wir uns dann mit den konkreten Inhalten und Methoden des Trainings in den verschiedenen Etappen. Es werden konkrete "niveaugruppenbezogene" Trainingsbeispiele gegeben.
Literatur:
Neumann/Pfützner/Hottenrott:
Alles unter Kontrolle; Ausdauertraining, Aachen 1993.
Neumann/Gohlitz:
Trainingssteuerung im leichtathletischen Lauf mittels disziplinspezifischer Ausdauerstufentests; Leistungssport 1/96.
2. Teil
Planung eines Wettkampfjahres
Abb. Intensitätsmodell (Trainingsbereiche)
(in Kleinform bitte noch mal reinbringen - zur Erinnerung an den Artikel in der Vorausgabe. Hinweis das es sich um eine Fortsetzung handelt!)
1. Regenerationstraining (REG)
Ziel: Beschleunigte Erholung
Methode: Dauermethode
Bsp: 20-45min ruhiges Traben.
2. Grundlagenausdauertraining 1 (GA1)
Ziel: Stabilisierung und Entwicklung der aeroben Grundlagenausdauerfähigkeit
Methode : Dauermethode, Fahrtspielmethode, extensive Intervallmethode
Bsp: GA1 lang 20-30km ruhiger DL oder GA1 mittel 12-18km mittlerer DL.
3. Grundlagenausdauertraining 2 (GA2)
Ziel: Entwicklung der aerob-anaeroben Grundlagenausdauerleistungsfähigkeit.
Vorbereitung der Wettkampfausdauer
Methode: Dauermethode, Intervallmethode, Fahrtspielmethode
Bsp: 5-12km zügiger DL; 3-5 x 2000; 6-10 x 1000m usw. (höhere Geschw. als DL).
4. Wettkampfspezifisches Ausdauertraining (WSA)
Ziel: Entwicklung der wettkampfspezifischen Leistungsfähigkeit
Methode: Wettkampfmethode, intensive Intervallmethode, Wiederholungsmethode
Bsp: Vorbereitungswettkämpfe; Unterdistanz; 10-15 x 400m; 6-10 x 1000m.
5. Schnelligkeitsausdauer (SA)
Ziel: Entwicklung der Fähigkeit zur Geschwindigkeitsüberhöhung und Endbeschleunigung
Methode: Intervallmethode, Wiederholungsmethode.
Bsp: Unterdistanz; 10 x 200m.
6. Aerobes Kraftausdauertraining (KA1)
Ziel: Entwicklung der aeroben Kraftausdauerfähigkeit
Methode: Extensive Intervallmethode, Fahrtspielmethode
Bsp: 4-6 x1000m bergan; lange Anstiege in ruhigem Tempo 15-60min;
DL in kupiertem Gelände (auf langen, ruhigen Schritt u. sauberer Abdruck achten!).
7. Aerob-Anaerobes Kraftausdauertraining (KA2)
Ziel: Entwicklung der aerob-anaeroben Kraftausdauerleistungsfähigkeit
Methode: Intervallmethode
Bsp: 8-15 x 400m bergan
(mod. nach Reiss und Neumann/Pfützner/Hottenrott)
Trainingsbereich Laktat (mmol/l) Dauer (min) Umfang (km)
REG unter 2 bis 45 bis 8km
GA1 lang bis 2 90-180 16-36km
GA1 mittel bis 2,5 60-90 12-20km
GA2 Dauer 3-4 20-60 4-15km
GA2 Intervall 4-6 10-30 3-5 x 2km
WSA über 6 10-30 6-10 x 1km
mod. nach Neumann u. a.
Beispiel: 10km-Läufer Streckenbestleistung 40min
REG = 5:36-5:00min/km
GA1 = 5:00-4:36min/km
GA2 = 4:36-4:12min/km
WSA = unter 4:12min/km
Die Übergangsphase ist vorüber - die Vorbereitung ist in Gange - die Hauptwettkampfe und die Vorbereitungswettkämpfe festgelegt - die Motivation befindet sich auf dem Gipfel.
So schön und wichtig dieser Zustand ist so gefährlich ist er zugleich, denn nichts liegt näher als unbedacht zu umfangreich und/oder zu intensiv das Training aufzunehmen.
Die Kernfrage ist immer - wie soll systematisch Richtung Hauptwettkampf Umfang und Intensität weiter sinnvoll, die körperlichen Anpassungen auslösend, gesteigert werden, wenn der/die hochmotivierte Sportler/in schon in den ersten Wochen "volles Gummi gibt".
Zudem muß sich der aktive und passive Bewegungsapparat (Muskeln, Sehnen, ect.) nach der Pause erst wieder an die Belastungen gewöhnen und bei dem bzw. der ein oder anderen muß erst einmal der "Pausenspeck" allmählich reduziert werden. Ein langsamer bedachter Trainingsaufbau und -auftakt verhindert zudem lästige und oftmals langwierige Überlastungsbeschwerden und auch das Immunsystem bleibt intakt und man liegt nicht ständig mit lästigen Infekten im Bett.
Dem Training sollte folgender Belastungs- Entlastungszyklus (nach Neumann) zugrunde gelegt werden:
In Grundlagenausdauerphasen sollte ein 3 zu 1 Belastungs- Entlastungszyklus realisiert werden. Das bedeutet auf 3 Tage mit steigender Trainingsbelastung erfolgt am 4 Tag die Entlastung. Genauso verhält es sich mit den Trainingswochen - in der vierte Woche wird der Umfang auf 50-70% der dritten Belastungswoche reduziert. In intensiven Trainingsphasen sowie bei älteren und sehr jungen Sportler empfiehlt sich ein 2 zu 1 Zyklus. Die zwei Zyklen können auch in kombinierter Form zur Anwendung kommen. Dieser Zyklus gewährleistet, daß der Organismus die gesetzten Reize verarbeiten und sich auf höherem Niveau stabilisieren kann. Das Verletzungs- und Infektrisiko wird deutlch herabgesetzt, da Uberforderung und Übertraining vermieden werden.
Abb.: Bsp. praxistaugliche Wochenzyklisierung
"für die arbeitende Bevölkerung" (2-1, 3-1 Zyklus)
Mo: Entlastung (4)
Di: Belastung (1)
Mi: Belastung (2)
Do: Entlastung (3)
Fr: Belastung (1)
Sa: Belastung (2)
So: Belastung (3)
Regelmäßige und reizwirksame Trainingsbelastungen führen nach 4 bis 6 Wochen zu nachweisbaren Anpassungen. Die Reizwirksamkeit einer Trainingseinheit setzt sich immer primär aus folgenden Faktoren zusammen:
1. Trainingsmethode (z. B. Dauer- oder Intervallmethode)
2. Trainingsintensität (z. B. GA1, GA2, WSA und damit verbundene Geschwindigkeiten)
3. Trainingsumfang (Kilometerleistung oder Trainingsdauer).
Nur wenn diese drei Größen methodisch richtig zusammenwirken,
werden die entsprechenden Anpassungen ausgelöst!
Trainingsmethoden
1. Die Dauermethode
Die Dauermethode ist die am häufigsten angewandte Trainingsmethode im Langstreckenlauf. In der Praxis wird es meist in vier gängigen Formen realisiert:
4. Runde WSA).
2. Die Intervallmethode
Die Intervallmethode wird in eine intensive und eine extensive Form unterschieden:
Grundsätze beim Intervalltraining:
Wichtig beim Intervalltraining ist es nie gleichzeitig mehrere Größen von Woche zu Woche zu intensivieren!
Ich möchte dies an einem einfachen Beispiel einmal verdeutlichen:
Ausgangstrainingseinheit (1. Woche):
6 x 1000m in 3:55min; Trabpause 3min
Richtig (2. Woche):
8 x 1000m in 3:55min; Trabpause 3min
oder
6 x 1000m in 3:50min; Trabpause 3min
Falsch (2. Woche):
6 x 1000m in 3:50min; Trabpause 2min
oder
8 x 1000m in 3:50min; Trabpause 3min
Prinzipiell empfiehlt es sich bei der Intervallarbeit, ähnlich
der Dauerarbeit, erst die Umfänge und dann die Intensität zu
steigern. Das heißt, lieber zu Beginn mehr Wiederholungen zu realisieren,
als gleich die Geschwindigkeit hochzuschrauben. Die Zeitdauer des Durchlaufs
von Tempolaufprogrammen nach der intensiven Intervallmethode ist individuell.
Die nächste Belastungssteigerung ist erst dann in Angriff zu nehmen,
wenn das vorangegangene Programm beschwerdefrei beherrscht wurde. Ein Anhaltspunkt
dafür, neben dem subjektiven Empfinden, ist die Herzfrequenz. Sie
sollte perspektivisch sinken (z.B. von 180 auf 170 Schl/min), das ist ein
gutes Zeichen das man das Programm und die damit verbundene Belastung "im
Griff hat." Die Zeitvorgaben die man sich selbst gesetzt oder vom Trainer
angegeben bekommen hat sollten auf jeden Fall eingehalten werden. Übermotiviertes
Verhalten, das heißt frühzeitig schneller als die Vorgabe zu
laufen, führt zu einer Überforderung und damit verbunden zu einer
instabilen Frühform mit perspektivischem Leistungseinbruch (Überforderung
=> Frühform=> instabiler Zustand=> Leistungseinbruch).
3. Die Wettkampf- bzw. Kontrollmethode
Diese Methode konfrontiert den Organismus mit wettkampfähnlichen Belastungen und Geschwindigkeiten. Diese Methode ist enorm wichtig und sollte fast ganzjährig in gewissen Abständen Anwendung finden, da man dadurch immer die Kontrolle hat, ob die gesteckten Trainingsziele realisiert wurden. Es gibt auch hier verschiedene Varianten, die intensiveren Formen sollten erst in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung (UWV) angewandt werden.
4. Die Wiederholungsmethode
Die Intensität beträgt 90 bis 100% des max. Leistungsvermögens. Die Pausen betragen in Abhängigkeit von der Streckenlänge von etwa 3 bis zu 45min. In der Pause wird eine vollständige Erholung des Herz-Kreislaufsystemes angestrebt. Die Wiederholunsmethode muß im Breitensport nicht angewandt werden, da es sich um eine hochintensive Trainingsform handelt. Im Leistungs- und Hochleistungssportbereich wird sie erst in der Phase der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung (UWV) eingesetzt. Sie besitzt für Athleten/innen die z.B. auf Bahnwettkämpfen über Vor- und Zwischenläufe den Endlauf erreichen wollen größere Bedeutung.
Beispiel:
Periodisierung
Eine gängige Unterteilung des Wettkampfjahres in Etappen ist die in eine erste und zweite Vorbereitungsphase (VP1 und VP2). Die Wettkampfperiode (WP) besteht aus der Phase der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung (UWV), mit den Vorbereitungswettkämpfen, und den höchsten Trainingsbelastungen und dem bzw. den Hauptwettkämpfen.
Die "Phase" zwischen Wettkampfsaison und der Vorbereitung auf die neue Saison bezeichnet man als Übergangsphase (ÜP).
1. Vorabplanung
Vor Beginn der ersten Vorbereitungsphase sollte man anhand der Aufzeichnungen und Erfahrungen, daß vergangene Trainings- und Wettkampfjahr einmal Revue passieren lassen. Man kann sich in aller Ruhe einmal Gedanken machen womit Erfolg und Mißerfolg und Verletzungen und Infekte in Zusammenhang gebracht werden können. Im nachhinein stößt man oftmals auf sehr offensichtliche Zusammenhänge und kann daraus planungsmäßig für das neue Jahr Konsequenzen ziehen. Darüber hinaus sollte man sich einmal überlegen auf welchen Wettkämpfen man "Trumpf sagen möchte" - unabhängig davon, ob es sich hier um Meisterschaften, eine persönliche Bestzeit oder um eine Herausforderung der besonderen Art handelt (Termin , Strecke usw.). Persönliche Ziele betreffend kann man nur empfehlen sich auf wenige Hauptwettkämpfe zu konzentrieren. Mit der persönlichen Leistung und der Anzahl der Wettkämpfe verhält es sich wie mit einem Eimer Wasser, den ich auf mehrere Gefäße verteilen muß - je weniger Gefäße, desto mehr Wasser ist drin! Auch sie kennen bestimmt viele Sportler/innen die das ganze Jahr 85 bis 90% ihres eigentlichen Leistungspotentials bringen, aber die 100%, die für eine persönliche Bestzeit, einen Sieg oder ein persönlich gutes Abschneiden nötig wären, können sie aufgrund ihrer "Vielstarterei" nicht erreichen. Ein weiterer Punkt über den häufig kontrovers diskutiert wird, ist die Frage inwieweit Wettkämpfe als eine Art "Trainingsersatz" für intensivere Einheiten sinnvoll sind. Oftmals trifft man Sportler/innen fast jedes Wochenende auf einem (oder mehreren) Wettkämpfen an. Sie begründen dies eben mit der Argumentation des Trainingsersatzes oder der Aussage: "bin ja nicht voll gelaufen". Vor solchen "Kamikazeeinsätzen" kann ich ihnen nur dringend abraten. Oftmals findet doch in der Wettkampfsituation eine stärkere Verausgabung statt; als vielleicht vorgenommen und zudem "versaut" es meiner Meinung nach den Wettkampfcharakter der Sportler/innen, wenn Wettkämpfe zu häufig als "Tempo-Jogging" absolviert werden und man sich von "Hinz und Kunz" überholen lassen soll - schließlich hat Wettkampf, wie der Name sagt, was mit Kampf, Spannung und dem Freisetzen von Hormonen zu tun.
Aber dies ist kein Grund zu Sorge, selbstverständlich gehören auch einige Trainings- und Aufbauwettkämpfe ins Programm und so können persönliche "Lieblingswettkämpfe und Genußwettkämpfe" durchaus ab und zu absolviert werden (wohldosiert und geplant!).
Man sollte sich bewußt sein, daß jeder Trainingsabschnitt auf einer Leistungsfeststellung zu Beginn und einer Leistungs- bzw. Entwicklungskontrolle am Ende basieren muß, um Kenntnis und Kontrolle über Anpassung an die jeweiligen Etappeninhalte und damit verbunden über die Effektivität des Trainings zu besitzen (Zeit- bzw. Leistungstests und Leistungsdiagnostik). Durch Zeitests stellen sie ihre aktuelle Leistungsfähigkeit fest, die Leistungsdiagnostik gibt Aufschluß über ihre individuellen Trainingsbereiche (siehe condition 3-4/96). Die Tests und Wettkämpfe müssen immer dem jeweiligen Trainingsinhalt entsprechen!
Abb. Beginn der ersten Vorbereitungsetappe (VP1)
2. Die erste Vorbereitungsphase (VP1)Aufgabe der ersten Vorbereitungsphase es die notwendigen Grundlagen bzw. das Fundament für die sportliche Leistungsfähigkeit zu schaffen. Hierbei muß der Sportler handeln wie ein Statiker, der ein Gebäude zu planen hat. Je mehr Stockwerke oben drauf gesetzt werden sollen, umso stabiler und abgesicherter muß das Fundament und das Erdgeschoß sein. Das sportliche Fundament besteht immer aus den konditionellen Eigenschaften Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft und deren Konstrukten. Zu Beginn der ersten Vorbereitungsphase ist es sehr effektiv und abwechslungsreich diese konditionellen Eigenschaften mit verschiedenen allgemeinen und semispezifischen Mitteln zu entwickeln. Das heißt nicht immer "nur" zu laufen, sondern durchaus z.B. auch Kraft- und Zirkeltraining, Mountain Bike, Schwimmen, Inline-Skater, Rollerski bzw. Ski-Langlauf zur allgemeinen Grundlagenschaffung einzusetzen. Das Zirkeltraining ist eine ganz hervorragende Trainingsform um alle grundlegenden konditionellen Fähigkeiten zu entwickeln. Zirkeltraining und die Form des ruhigen Dauerlaufs (GA1) lassen sich sehr gut und spaßbringend miteinander verbinden. Machen sie doch einfach einmal einen lockeren Dauerlauf über eine Stunde - alle 15min machen sie dann eine Unterbrechung und machen 8-15 Liegestütz, 6-15 Strecksprünge, 10-16 Ausfallschritte und 6 Einbeinsprünge (pro Bein). Ziel des Trainings sollte es sein die allgemeine körperliche Belastbarkeit für kommende Aufgaben zu erhöhen. Die Trainingsintensität spielt sich vorangig im aeroben Grundlagen- und Kraftausdauerbereich ab (GA1 und KA1). Hervoragend lassen sich paralell Technik und alaktazide Schnelligkeit entwickeln, da sie die Entwicklung der aeroben Leistungsfähigkeit nicht behindern. Die gängigen Lauf- und Sprung ABC Übungen und Steigerungsläufe sind für die Technikschulung probate Mittel. Beim Schnelligkeitstraining sollte darauf geachtet werden, daß die Strecken nicht zu lange und die Pause zwischen den Läufen ausreichend ist, damit alaktazid, das heißt noch ohne ein "Anspringen" des anaeroben Stoffwechsels und der damit verbundenen Laktatanhäufung trainiert werden kann. Die Dauer der einzelnen Läufe sollte 6-8s nicht überschreiten, die aktive Pause sollte zumindest 5-6min bei sehr moderater Belastung betragen, damit sich die "Phosphatbatterie" (ATP/KP) wieder aufladen kann." Wenn neue Übungen oder Sportarten ins eigene Training eingebaut werden, muß vorsichtig begonnen werden, damit sich der Körper an die ungewohnten Belastungen langsam gewöhnen kann. Dieser erster Abschnitt der allgemeinen Vorbereitung sollte zumindest 6-8 Wochen betragen.
1. Kniehebelauf
2. Liegestütz
3. Strecksprünge (aus 90° Grad Winkel)
4. Aufzüge (Bauchmuskel)
5. Seilspringen (kurze Bodenkontaktzeit, d.h. aus dem Fußgelenk)
6. Anfersen mit leichten Gewichten
7. Klimmzüge
Zum Beispiel 30s Belastung und 30s Pause. Von 3 bis auf 8 Durchgänge
(Serien) steigern. Serienpause zu Beginn 2min, wenn 8 Serien erreicht sind,
kann die Serienpause auf 60-90s verkürzt werden.
Im zweiten Abschnitt der ersten Vorbereitungsphase (VP1), sollte das
Hauptaugenmerk der Entwicklung der aeroben Ausdauerleistungsfähigkeit
(GA1/KA1, etwa 90% des Gesamttrainings) gelten. Es wird nun hauptsächlich
laufspezifisch trainiert, die Gesamttrainingsbelastung und die Wochenkilometer
allmählich deutlich gesteigert. Lang und langsam sollte hier das Motto
sein. Der Körper spricht nach der allgemeinen Grundlagenausdauerphase
besonders gut auf die laufspezifischen Reize an. Ziel ist es die Laufgeschwindigkeit
unter aeroben Stoffwechselbedingungen zu erhöhen und das geschwindigkeitsorientierte
Grundlagenausdauertraining (GA2) "anpassungsmäßig" vorzubereiten.
Neben dem kontinuierlichen Dauerlauf können nun auch das Fahrtspiel
und das Crescendo-Training zur Anwendung kommen. Auch extensive Intervalle,
z.B. 20 bis 40 x 200m (Trab-/Gehpause 200m) mit 60 bis 70% der aktuellen
Streckenbestzeit bringen gute Effekte und bannen die Gefahr der Bewegungsmonotonie.
Hier soll phasenweise bewußt der aerob/anaerobe Stoffwechsel angesprochen
werden. Die Phase sollte zumindest 6 Wochen betragen.
Zu kurze Grundlagenausdauerphasen
Zu frühes Training in der Wettkampfgeschwindigkeit
Zu viel Mischtraining (GA1, GA2, WSA, KA alles in einer Trainingsetappe)
Unterschätzung der hohen Bedeutung einer allgemeinen athletischen Leistungsfähigkeit für die spezifische Leistungsfähigkeit Lauf
Keine geplanten Regenerationsphasen (Tage und Wochen)
Keine Berücksichtigung von gymnastischen- und rumpfstabilisierenden Übungen
3. Die zweite Vorbereitungsphase (VP2)
Die Belastung wird gegenüber der VP1 nochmals gesteigert. Das aerobe Grundlagenausdauertraining (GA1 und KA1) macht weiterhin etwa 70-80% des Gesamttrainings aus. Dem aerob-anaeroben Grundlagenausdauertraining (GA2) kommt in dieser Phase eine Schlüsselrolle zu, es besitzt sozusagen eine Doppelfunktion - auf der einen Seite wird die aerobe und aerob-anaerobe Ausdauerleistungsfähigkeit angehoben, auf der anderen Seite wird die Wettkampfausdauer "anpassungsmäßig" und methodisch vorbereitet.
Das GA2-Training wird nach der Dauermethode und der extensiven Intervallmethode trainiert. Im Fahrtspiel und Crescendo-Training soll jetzt in Vorgriff auf die Wettkampfsaison und die damit verbundene hochintensive unmittelbare Wettkampfvorbereitung der anaerobe Stoffwechsel (WSA- und SA-Abschnitte) "angerissen" werden. Dauer der VP2 mindestens 6 Wochen.
4. Die Wettkampfperiode
Dieser Jahresabschnitt ist ein "ganz heißes Eisen". Nachdem nun der aerobe und aerob-anaerobe Bereich entwickelt worden sind und ein guter allgemein athletischer Zustand zugrunde liegt (hoffentlich), kommt nun ein sehr wesentlicher Abschnitt in Richtung Hauptwettkampf. In diesem sollten höchste Umfänge und Intensitäten realisiert werden.
Das Zusammenspiel von hohen Umfängen und Intensitäten erfordert eine sorgfältige Planung der Belastungs- und Regenerationszyklen. Das Verhältnis zu den notwendigen stabilisierenden Grundlagenausdauereinheiten (GA1 und GA2) ist in dieser Phase von existenzieller Bedeutung. Der Anteil des GA1-Trainings bleibt gegeüber der vorangegangenen Phase in etwa gleich - der Anteil des Regenerationstrainings (Reg) und damit verbundener Maßnahmen nimmt zu, um die hochintensiven wettkampfspezifischen Belastungen (WSA, SA) kompensieren zu können. Der Anteil der intensiven Einheiten beträgt 5-10% der Gesamttrainingsbelastung. In dieser Phase der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung (UWV), werden oftmals Wettkampfserien zur Ausprägung der komplexen Wettkampfleistung eingesetzt - die härteste Trainingsmethoden kommen zur Anwendung (siehe Abschnitt Trainingsmethoden). Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung besitzt eine Dauer von etwa 6 Wochen (nach Wettkämpfen und Sportler individuell).
Ohne regelmäßige Gymnastik- und Kräftigungsübungen
steigt das Verletzungsrisiko enorm. Die Übungen bedeuten eine Belastbarkeitserhöhung
für den Sportler/in
Praxisbeispiele von Belastungswochen aus den einzelnen Phasen:
(leistungsorientierter Breitensportler; 40min-Läufer 10km; Ziel Verbesserung der 10km-Zeit).
Beispiel: 10km-Läufer Streckenbestleistung 40min
REG = 5:36-5:00min/km
GA1 = 5:00-4:36min/km
GA2 = 4:36-4:12min/km
WSA = unter 4:12min/km
Beginn der VP1 (1. Teil)
Di: GA1/KA1 Lauf wellig 60-70min alle 6min ein 6s Antritt
Mi: Reg Lauf 20-30min, Gymn., Lauf ABC => Gymn.+Heimzirkel
Do: Ruhetag
Fr: Zirkeltraining oder "Skigymnastik" => Reg Fahrradrolle 30-45min + Gymn.
Sa: GA1 Lauf mittel 60min, Gymn. + Kräftigung
So: vm. GA1 Lauf lang 90min mit Zirkeleinlagen alle 15min
2. Teil der VP1
Di: Crescendo-Training Lauf (4x3km Runde von GA1 bis in GA2 steigern)
=> Gymn.
Mi: GA1 Lauf mittel 90min, im Anschluß 5 x100m Steigerungsläufe
Do: Heimzirkel + Gymn.
Fr: GA1-2 Lauf ext. Intervalle 30x200m, Trabpause 200m => Reg Rad 30min+Gymn.
Sa: GA1 kurz 60min
So: vm. GA1 lang 100-120min
1. Teil der VP2
Di: Fahrtspiel mittlere Intensität 75min => Gymn.
Mi: GA1 Lauf lang 90min, im Anschluß 5 x100m Steigerungen => Reg Rad 30min
Do: Reg Lauf 30-45min Gymn.+Kräftigung
Fr: GA2 Dauerlauf 5km => Reg Rad 15-30min +Gymn.
Sa: GA1-2 70min
So: vm. GA1/KA1 lang 100-120min, alle 15min ein 6s Antritt
2. Teil der VP2
Di: Crescendo-Training Lauf (4x3km Runde von GA1 bis in WSA steigern)
=> Gymn.
Mi: GA1 Lauf lang 90min, im Anschluß 5 x100m Steigerungen => Reg Rad 30min
Do: Reg Lauf 30-45min Gymn.+Kräftigung
Fr: GA2 Intervalle 6-10x1000m (V = Schnitt der 10km-Zielzeit), Trabpause 3min
So: vm. GA1/KA1 lang 90-120min, alle 15min ein 6s Antritt
Unmittelbare Wettkampfvorbereitung (Intensitätsphase)
Di: GA1-2 Lauf 60min
Mi: Ruhetag
Do: GA1 Lauf lang 100-120min => 8 x 100m Steigerung => Reg Rad 30-45min
Fr: GA1 mittel 60min => Reg Rad 15-30min +Gymn.
Sa: Test 3-5km in der geplanten 10km-Bestzeit => Gymn. => Reg Rad 60-120min
So: nm. Reg Lauf 30-45min => Gymn.
Jede Trainingseinheit (TE), ist durch lockeres er- und entwärmen, verbunden mit Technik- und alaktaziden Schnelligkeitselementen, vor und nachzubereiten.
Gymnastik ist prinzipiell zu notwendig, bei der im Trainingsplan aufgeführten Gymnastik soll es sich um ausführliche Gymn. handeln (30-60min).
Viel Spaß und Erfolg beim "bauen" ihres eigenen Trainings!
Literatur:
Neumann/Pfützner/Hottenrott:
Alles unter Kontrolle; Ausdauertraining, Aachen 1993.
Scholich, M.:
Kreistraining, Berlin 1989.
Verchoshanskij, J.
Programmierung: Zyklische Sportarten; Trainerbibliothek Band 29, Frankfurt 1992.
Reiß/Pfeiffer: